Auch die sympathische Werbung mit Til Schweiger konnte das Unausweichliche nicht abwenden: Watchever verliert den Kampf um die deutsche Streaming-Kundschaft und zieht sich aus Berlin zurück. Zu stark sind Mitbewerber wie Amazon, Netflix und Maxdome.
Der Konkurrenzkampf auf dem VoD-Markt steigt unaufhörlich. Aufgrund der erhöhten Nachfrage hat sich das Streaming-Angebot in Deutschland entsprechend ausgeweitet, sodass die Kundschaft viel Auswahl hat. Dies führt unweigerlich dazu, dass sich nur die besten Dienstleister durchsetzen. Watchever gehört nicht dazu. Nachdem sich seit längerem Gerüchte über das Aus von Watchever halten, zieht Vivendi nun die Konsequenzen und schließt seine Tochtergesellschaft in Berlin zum Ende des Jahres. Knapp 20 Mitarbeiter sind betroffen. Eine Stellungnahme des französischen Medienkonzerns: „Die wettbewerbliche Lage in Deutschland ist einer der wichtigsten Gründe für die Schließung.“ Mitarbeiter in Marseille und Paris müssen bislang nicht um ihren Job bangen. Sie bleiben bei Vivendi, genauso wie die Technologie, welche für den Videodienst Studioplus und Musikdienste verwendet werden soll.
Zuviel Konkurrenz - zu hohe Ausgaben
Neben Amazon Prime gehören der US-amerikanische Service Netflix sowie der Bezahlsender Sky zu den Hauptakteuren mit den meisten Marktanteilen. Auch der zur Pro Sieben Sat.1 Gruppe gehörende VoD-Service Maxdome konnte sich etablieren. Nachdem Mitte 2014 die Watchever Mitgründer Sabine Anger und Stefan Schulz das Unternehmen verließen, konnte auch Nachfolger Karim Ayari den Rückzug aus dem deutschen Markt langfristig nicht verhindern. Mehrere Neustarts, darunter der Versuch im September 2015 mit einem optimierten Internet- und Programmauftritt Neukunden zu überzeugen, halfen wenig und auch Käufer fanden sich keine. Während die Verluste stiegen, hielten sich die Marktanteile stark in Grenzen. Bereits 2013 soll sich das Unternehmen mit der kostenintensiven Til Schweiger Werbekampagne mit hohen Verlusten in Höhe von 66 Millionen Euro belastet haben.
Der Marktanteil von Amazon lag im April 2016 bei 32 Prozent, wodurch der Versandhandel den ersten Platz unter den deutschen Anbietern belegt. Netflix kam auf 17, Sky auf 12 und Maxdome auf elf Prozent. Watchever musste sich mit drei Prozent zufriedengeben. Das Amazon Prime Video Abo verbindet zwei Vorteile: Zum einen profitieren Kunden von einem vielfältigen Film-, Serien- und Musikangebot, zum anderen sichern die hohen Marktanteile optimale Voraussetzungen für Verhandlungen mit wichtigen Studios. Ideale Bedingungen, um sich als Platzhirsch zu behaupten.
Zukunft ungewiss
Künftig will sich Vivendi unter anderem auf den Videodienst Canalplay konzentrieren. Mit dem Sender Mediaset soll ein Pay-TV-Anbieter geschaffen werden. Wann die wettbewerbsrechtlichen Genehmigungen vorliegen und mit welchen Marken der Fortbestand gesichert wird, bleibt abzuwarten.