Möglicherweise könnte die RTL Group künftig einen Konkurrenten zu Streaming-Diensten wie Amazon Prime Video oder Netflix liefern. Gegenüber dem Handelsblatt erläuterte RTL Group Co-CEO Guillaume de Posch, dass die Gründung einer europäischen Bezahlplattform sowie Lösungen zum werbefinanzierten Fernsehen im Gespräch seien.
Laut Guillaume de Posch entfallen derzeit rund 90 Prozent des TV-Konsums in Europa insgesamt auf die klassische Fernsehvariante, während der nonlineare Konsum zehn Prozent beträgt. Der Co-CEO fügte hinzu: „Vielleicht wird in 30 Jahren auf die nonlineare TV-Nutzung genauso viel Zeit entfallen wie auf die lineare.“ Für konventionelle TV-Sender ist diese Entwicklung mit Umdenken und dem Streben nach neuen Möglichkeiten zur Umsatzgenerierung verbunden. Zwar wird das klassische Fernsehen nicht gänzlich ersetzt, aber die Werbeeinnahmen werden an dieser Stelle zurückgehen.
Für de Posch ist klar, dass grundsätzlich jedes Endgerät für werbefinanziertes Fernsehen genutzt werden kann. Smartphones und Tablet kämen demnach gleichermaßen in Frage, wie der Fernseher. Aus diesem Grund erhöhte RTL Group die Investitionen in Multi-Channel Networks, welche nach Angaben von meedia.de über Branded Content, Werbung und eine spezielle Form von E-Commerce Erlöse erzielen. Bei Letzterem werden Inhalte mit YouTube-Stars unter anderem für Amazon produziert, worin dessen Produkte vorgestellt werden.
Das Kerngeschäft von RTL Group sei laut de Posch nicht das Pay-TV. Die Anzeichen des Trends dürften allerdings nicht ignoriert werden. Deshalb prüfe das Unternehmen, ob eine Bezahlplattform in Europa realisiert werden könnte, welche sich als Konkurrent zu Netflix, Amazon Instant Video und ähnlichen Anbietern behaupten müsste. Ob man das Risiko eingehen möchte und welche Programmrechte realistisch sind, europaweit oder wie bisher länderspezifisch, ist noch zu klären. Guillaume de Posch äußerte gegenüber dwdl.de, dass er den USA-Markt für Bezahlinhalte wesentlicher schwieriger einschätze, als in Europa: "In der alten Welt gibt es viel mehr Free-TV-Sender als jenseits des großen Teichs. Denn es gilt nach wie vor: 'Nothing beats free' - nichts geht über kostenfreies Fernsehen.“