Das globale Performance Management Unternehmen Nielsen hat in einer aktuellen Studie die Fernsehgewohnheiten von 61 Ländern untersucht. Das Ergebnis: Viele Konsumenten leisten sich mittlerweile sowohl das klassische Kabel- oder Satelliten-TV als auch kostenpflichtige Streaming-Dienste.
Für die aktuelle Studie „Nielsen Global Video-on-Demand Survey“ wurde das Konsumverhalten von über 30.000 Verbrauchern in 61 Ländern unter die Lupe genommen. Darunter Länder in Europa, Afrika, Lateinamerika, Nordamerika, dem Asien-Pazifik und Mittleren Osten. Die Datenerhebung erfolgte online zwischen 10. August und 4. September 2015. Geklärt wurde nicht nur die Frage, was Verbraucher von Video-on-Demand-Angeboten (VoD) halten, sondern auch was sie sich anschauen und wie. Auch die Motivation hinter den Fernsehgewohnheiten wurde analysiert. Die Studienergebnisse verdeutlichen, welchen Einfluss Streaming-Dienste auf das traditionelle Fernsehen haben. Auffällig: Zwölf Prozent der Befragten würden ihre herkömmlichen Kabel- und Satelliten-Anschlüsse kündigen und nur noch auf Streaming-Dienste setzen.
Die wichtigsten Fakten der Untersuchung im Überblick:
- 16 Prozent der Deutschen Konsumenten verfügen über einen Zugang zu einem kostenpflichtigen Streaming-Service
- Kabel-TV nutzen 41 Prozent der Deutschen
- 18 Prozent haben Satelliten-TV
- 12 Prozent möchten Kabel- und Satelliten-Anschluss kündigen
- 53 Prozent wollen mehr VoD-Anbieter
Deutschland liegt mit 16 Prozent im Bereich der Nutzung von Streaming-Diensten bereits fünf Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Dennoch ist das herkömmliche Fernsehen mit 41 Prozent noch stark vertreten und die Deutschen bleiben dem klassischen Angebot demnach zumindest vorerst erhalten. In Bezug auf die Kündigung von Satelliten- und Kabelanschlüssen wurden die Deutschen vom europäischen Schnitt übertrumpft. Denn hier wollen 17 Prozent Abstand von den typischen Anschlüssen nehmen.
Die größte Motivation zum Streamen ist laut Studie die zeitliche Flexibilität. 73 Prozent gaben diesen Grund für die Nutzung von Streaming-Diensten an. Der Vorteil mehrere Folgen von Serien hintereinander ansehen zu können, ist für 60 Prozent der Grund Streaming zu nutzen. 52 Prozent greifen zu VoD, um es mehreren Mitbewohnern zu ermöglichen, zeitgleich verschiedene Inhalte anzuschauen.
Nielsen Deutschland Director und Experte im Bereich TV- und Streaming-Markt Dirk Reinbothe fasst das Studienergebnis zusammen: „Unsere Studie zeigt, dass der Aufschwung des Streamings keineswegs das Ende des klassischen Fernsehens bedeutet. Vielmehr ist es eine Ergänzung.“ Zur Motivation der Verbraucher zum Streaming ergänzt Reinbothe: „Die Medienlandschaft ist komplex und das Wachstum von Video-on-Demand schafft neue Möglichkeiten. Die Individualisierung des Seh-Erlebnisses steht gerade erst am Anfang.“
Film-Streaming in Deutschland
Das Streamen von Filmen ist mit 76 Prozent bei deutschen Konsumenten am beliebtesten. TV-Programme mit 49 Prozent und Dokumentationen mit 36 Prozent liegen dahinter. Von Video-on-Demand Anbietern eigens produzierte Serien (Original Series) haben es mit 17 Prozent lediglich auf Platz neun geschafft. Hinsichtlich Filme zeigt sich die Verteilung im europäischen Durchschnitt ähnlich. 77 Prozent schauen am liebsten Filme über Streaming-Dienste. TV-Programme und Original Series kommen hier aber gemeinsam auf Platz zwei mit 39 Prozent.
Reinbothe: „Die klassischen Medienmarken haben derzeit die Chance, ihre gute Marktstellung zu nutzen, um auch im Streaming-Bereich eine entscheidende Rolle zu spielen.“ Allerdings müssten sie es schaffen Inhalte nicht nur im linearen Programme zu liefern, sondern auch im Streaming-Bereich.
Die Studie unterstreicht außerdem, dass die Deutschen im europäischen Vergleich weniger häufig Streamen. Während von den Deutschen nur 13 Prozent mehrmals täglich Video-on-Demand-Dienste ansteuern, ist es in Europa bereits ein Fünftel. 21 Prozent der deutschen Verbraucher gab an, drei bis sechsmal wöchentlich zu Streamen. 19 Prozent tut dies ein bis zweimal pro Woche.
Die Untersuchung beschäftigte sich auch damit, wie die Konsumenten Streamen. Über den Computer genießen 68 Prozent der deutschen Nutzer VoD-Angebote. Den Smart-TV setzen immerhin 46 Prozent ein und über das Tablet laufen Filme und Co. bei 41 Prozent. Im Vergleich zu Europa ergeben sich hier deutliche Unterschiede. Smart-TVs liegen hier mit 37 Prozent nur auf dem fünften Rang, während der Computer mit 77 Prozent ganz vorne zu finden ist. Das Tablet kommt in Europa ebenfalls auf 41 Prozent, doch mobile Telefone sind mit 45 Prozent gleichermaßen vertreten.