Es ist immer eine schwierige Sache mit neuer TV-Technik: Wer den Stillstand verabscheut und sich zukunftsorientiert den Fortschritt ins eigene Heim zu holen versucht, wird schnell von der Realität eingeholt.

Ultra High Definition (UHD) TV

Neue Technik muss sich etablieren und ausreichend Unterstützung in seinem Marktsegment finden. Ohne jeden Zweifel lassen sich mit verbesserten Bildschirmauflösungen und Gimmicks neue TV-Geräte zu luxuriösen Preisen an den Mann bringen. Die alte HD und Full-HD-Generation hat sich ihn privaten Wohnstuben kaum etabliert und schon stehen die nächsten Kandidaten vor der Tür. Was bieten die neuen Geräte in technischer Hinsicht und ergibt es überhaupt einen Sinn, frühzeitig in eine neues UHD-TV zu investieren ?

Neu, neuer, Curved OLED TV von LG

Curved OLED TV von LG

Ein scharfes Gerät

Ultra High Definition TV, kurz UHD, nennen sich neue Geräte, die mit einer Bildschirmauflösung von 3820x2160 Pixeln werben - das ist der vierfache Wert von Full-HD-Geräten mit 1920x1080 Pixeln. Das sorgt theoretisch für scharf gestochene Bilder in noch nie zuvor gesehener Klarheit. Doch noch weckt die Erinnerung an die Einführung der Standards HD und Full-HD unangenehme Erinnerungen. Beim Start war die Technik damals großflächig verfügbar, nur an passenden Inhalten fehlte es. Viele tausende Euros konnten in ein Gerät investiert werden, dass technisch kaum ausgelastet wurde. Selbst aktuell habenviele öffentlich rechtliche Sender nur HD/Full-HD Unterstützung zu bieten. Die Ausstattung und Umrüstung in Studios ist teuer und geht nur langsam voran. So bleibt abzuwarten, wie schnell öffentliche und auch private TV-Sender sich den neuen visuellen Möglichkeiten annähern. Völlig obsolet macht sich UHD aufgrund dieser Umstände noch lange nicht. Es ist typisch, dass erst von vorpreschenden Herstellern der Anstoß für neue Standards gegeben werden muss. Erst nachträglich stellt sich Unterstützung in der entsprechenden Branche von anderen Herstellern ein. Dieser Zeitrahmen kann sich durchaus mehrere Jahre strecken.

Äußerst hungrig gibt sich der Bedarf an Speicherplatz für die neuen UHD-Formate. Alte Blu-ray-discs können Daten maximal in Full-HD-Filmlänge speichern. Neue Player und Datenträger befinden sich in der Entwicklung. Zudem eignet sich der kabelgebundene Übertragungsstandard HDMI 1.4a für die neue Bilderpracht nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Daher sind UHD-TVs mit HDMI 2.0 ausgestattet, um bis zu 60 FPS im normalen Betrieb oder 30 FPS im 3D-Modus darstellen zu können. Filmmaterial in veralteter SD-Qualität sehen hochskaliert äußerst schwammig aus - wer die volle Schärfe des Sehens geboten bekommen möchte, benötigt hierfür zwingend hochauflösendes Material. Hier bahnen sich die ersten wegweisenden Entwicklungen an: Video-on-Demand-Anbieter beherbergen riesige Onlinebibliotheken an Filmen, die über das Internet auf das heimische Fernsehgerät gebracht werden. Während beispielsweise Sony und Netflix im Ausland entsprechende Streaming-Angebote in UHD bereitstellen, unterliegt der deutsche VoD-Markt immer noch einer zögerlichen Annäherung. Das hat seinen Grund: Das aufzubringende Datentransfervolumen pro Sekunde über die Internetleitung ist für UHD häufig zu groß. Neue Kompressionsmethoden wie H.265 und HEVC sollen dieses Problem beseitigen. Neuere UHD-Geräte sollten auf jeden Fall diese Techniken unterstützen.

4K Ultra-HD Testvideo (60 FPS)

Wer sich bereits sehr früh mit einem neuen TV beglückt hat, könnte jedoch das Nachsehen haben. Kann technisch mit einem Update der Firmware nicht nachgerüstet werden, fehlen die neuen Videocodecs für entsprechende Streaming-Angebote. Durch sie reduziert sich der benötigte Transfer auf 15 MBit/s und ist auch bei Deutschlands Netzstruktur in vielen Wohnorten wirtschaftlich nutzbar. Gegen Ende 2014 ist von einigen Anbietern beabsichtigt, die ersten Filme und Serien in UHD zu vertreiben. Auf diese Weise soll der entscheidende Makel der UHD-Generation beseitigt werden: mangelnde Angebote von nativen Inhalten.

Kurvig schlägt flach?

Eine runde Sache - so etwas in der Art müssen sich die Designer der sogenannten Curved-TVs gedacht haben. Von dem ehemaligen Trend zum Flachen erlebt man nun, wenn es nach dem Willen der Hersteller geht, die Wiedergeburt des gebogenen Bildschirms. Etwas irritierend mag der Blick auf ein solches Gerät beim ersten Betrachten im Geschäft ausfallen: Wozu braucht man einen kurvigen Bildschirm ? Böse Zungen behaupten, es sei nur ein weiterer Trend, um den Verkauf durch einzigartige Alleinstellungsmerkmale zweifelhaften Nutzens voranzutreiben. Nun, dies ist nicht ganz von der Hand zu weißen. In Zeiten der Not und einbrechender Umsätze greifen Hersteller gerne zu schwulstigen Etiketten für Funktionen. Unter dem Deckmantel des Marketings als unverzichtbar angepriesen, sollen diese an den Mann gebracht werden.

Curved Screen von Samsung

Ein Nachteil der flachen Bildschirmgeneration bei naher Sitzposition und großer Bildfläche ist der Betrachtungswinkel. Starke Verschiebungen in der Farbwiedergabe bleiben in der Regel aus. Ein größerer Einfluss lässt sich beim schwächer werdenden Kontrast festetellen. Die Lösung bisher: Man stellt das TV-Gerät weiter entfernt auf um den Winkel zu verkürzen. Selbst bei zentraler Sitzposition sind Schwankungen an den Bildrändern bei immer größer werdenden Flächen nicht auszuschließen. Hier kommt die rettende Kurvenform ins Spiel. Dadurch verändert sich die Entfernung und der Winkel vom Zuschauer zu den Seiten des TVs - gerade bei besonders weiten Formaten wie 21 : 9 wirkt sich dies positiv in einem klaren und gleichmäßig kontraststarken Bild aus. Was schön für ein bis zwei zentral sitzende Zuschauer ist, trübt leider die Sichtverhältnisse von abseits sitzenden Personen. Je weiter man von der optimalen und zentralen Sitzposition entfernt sitzt, desto schärfer wird der Winkel zu der nahegelegenen Bildschirmhälfte. Curved-TV löst also ein Problem und verschlimmert gleichzeitig ein anderes. Diese Technik eignet sich eher für Einzelpersonen oder besonders groß ausfallende Fernsehgeräte vor denen viele Personen mittig Platz finden können.

Prognose und Fazit

Bald ist es soweit: Qualitativ hoher Filmgenuss in Ultra High Definition ist in deutschen Wohnzimmern nur noch eine Frage der Zeit. UHD bringt eine sagenhafte Auflösung und Feinheit bei der Darstellung zum Vorschein. Nicht selten hat man fast den Eindruck, man könne in das täuschend echte Bild eintauchen, vorausgesetzt es liegt Material in nativer Auflösung vor. Dennoch scheint der Umstieg auf UHD und Curved-TV eher eine Frage des Prestiges und nicht der Notwendigkeit zu sein. Immerhin - Inhalte in Full-HD machen auch auf einem UHD-Bildschirm eine sehr gute Figur. Selbsthilfe ist wegen der fehlenden inhaltlichen Unterstützung angesagt: Hochwertige Camcorder, Smartphones und DSLR-Kameras bieten für Aufnahmen Auflösungen im UHD-Bereich an. Unter diesem Gesichtspunkt mutieren die UHD-Fernseher zum heiligen Gral aller Urlaubsaufnahmen und Hobbyphotographen. Lebensnahe und detailliert aufgelöste Bilddarstellungen von den letzten Ausflügen und Familienphotos sind ein handfestes Argument für die neue Technik. Angebote und technische Unterstützung durch neue Mediaplayer und Video on Demand werden im Laufe des Jahres zunehmen. Die derzeit hohen vierstelligen Preise werden auf ein verkraftbares Niveau für Durchschnittsverdiener sinken. Interessenten sollten ihren Blick aufmerksam auf die momentane Entwicklung werfen und daran entscheiden, ob ein UHD demnächst ihr Wohnzimmer schmücken darf.

Bildmaterial: © LG & Samsung Presse